Lori Handeland-Wolfsgesang-02 by Lori Handeland

Lori Handeland-Wolfsgesang-02 by Lori Handeland

Autor:Lori Handeland
Die sprache: de
Format: mobi, epub
veröffentlicht: 2011-08-02T01:55:13+00:00


21

Wir schwiegen während der ganzen Heimfahrt. Ich weiß nicht, worüber sie nachdachte, aber mein Kopf war voll mit dem, was passieren würde, falls einer von uns ein Fell wachsen sollte.

Wäre ich fähig, sie zu erschießen, so wie sie es von mir verlangt hatte? Ja.

Wäre sie fähig, mich zu erschießen? Es war nicht wirklich wichtig, weil ich nämlich fähig wäre, mich selbst zu erschießen.

Jessie schloss ihre Wohnungstür auf, dann steuerte sie sofort auf den Anrufbeantworter in der Küche zu.

„Sie haben keine neuen Nachrichten.“

Ihr enttäuschter Seufzer berührte etwas zu nah an meinem Herzen. Ich hatte selbst mal geliebt. Er war mir auf grausame Weise genommen worden. Ich wusste, wie sie sich fühlte.

Will war noch immer nicht zurück; er hatte nicht angerufen, und sie war noch nervöser als zuvor.

Ich sah auf die Uhr. Drei Uhr morgens. Nicht gut. Ich fing langsam selbst an, mir Sorgen zu machen.

„Geh duschen“, ordnete ich an.

„Leck mich am Arsch.“

Sie ist zurüühück, spottete ich innerlich. Ich hatte darauf gewartet, dass Jessie aus ihrer Apathie auftauchen würde. Es passte, dass sie es mit einem Fluch tat.

„Ich verzichte“, gab ich zurück. „Aber trotzdem danke.“

„Ich will jetzt nicht duschen“, beharrte sie störrisch. „Ich bin immer noch im Dienst.“

„Und ich wette, dass die Menschen, die zu beschützen du geschworen hast, von deinem neuen Look begeistert sein werden. Blut und Werwolf-Gehirn sind wirklich der letzte Schrei.“

„Musst du immer recht haben?“ Jessie stapfte in Richtung Badezimmer davon.

„Das war eine rhetorische Frage, oder?“

Sie knallte mir die Tür vor der Nase zu.

Ich öffnete den Kühlschrank und nahm eine Coladose heraus. Anschließend setzte ich mich aufs Sofa und überlegte, welche neuen Erkenntnisse wir hatten.

Nicht viele.

Wir wussten noch immer nicht, wo ihr Versteck war, und ich hatte keine Ahnung, was sie damit bezweckten, menschliche Knochen in dem Bergwerk zu verstecken.

Hector war hier. Da war ich mir ganz sicher. Aber was plante er? Und welche Rolle spielte der braune Wolf? Was war mit der Kraftverzehrer-Legende, von der Will erzählt hatte? Es sah ganz so aus, als ob wir bis zur Hüfte in etwas ziemlich Ernstem steckten.

Ein Klopfen an der Fensterscheibe schreckte mich so auf, dass ich beinahe in die Luft gesprungen wäre. Mit gezückter Pistole wirbelte ich herum und fand mich Gesicht an Schnabel mit einer Krähe auf dem Fenstersims wieder.

Das Vieh legte den Kopf schräg - erst auf die eine Seite, dann auf die andere, so als versuchte es herauszufinden, was ich war.

„Hau ab.“ Ich legte die Waffe neben meine Cola und machte mit der Hand eine Schießbewegung, aber ohne Erfolg.

Krah, erwiderte der Vogel, dann streckte er die Flügel aus und schlug wieder gegen das Glas.

Ich war so sehr auf die verdammte Krähe konzentriert, dass ich das Kratzen an der Tür erst bemerkte, als es zu spät war. Das Schloss schnappte auf.

Man hat mir eine Falle gestellt, dachte ich.

Krähen und Wölfe arbeiten in der Natur zusammen. Vielleicht arbeiteten sie auch auf übernatürliche Weise zusammen. Hatte der lästige Vogel meine Aufmerksamkeit lange genug von der Tür ferngehalten, dass sich einer der bösen Buben Zutritt verschaffen konnte?

Ich sprintete durch das Zimmer, presste den Rücken gegen die Wand und wartete darauf, dass sich der Eindringling zeigte.



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